Ob Wohnwand, Sideboard oder Bücherregal, fast alle Möbel in unserem Zuhause bestehen zu großen Teilen aus Holz – oder dem, was wir dafürhalten. Ja, Holz ist ein wunderbarer und vielseitiger Werkstoff, um daraus ebenso attraktive wie robuste Möbel zu bauen. Doch Holz ist nicht gleich Holz. Aber was genau ist der Unterschied zwischen Massivholz, Echtholz und diversen Holzwerkstoffen? Und sind Möbel aus Massivholz automatisch hochwertiger als ihre Gegenstücke aus sogenannten Holzwerkstoffen?
Das Wohnmagazin der Opti-Wohnwelt stellt die wichtigsten Materialien vor, erklärt, was hinter Begriffen wie Vollholz oder Faserplatte steckt und zeigt, worauf Sie achten sollten, um qualitativ hochwertige Möbel zu finden.
Wahre Naturprodukte und robuste Qualität: Massivholz
„Massivholzmöbel sind wahre Naturprodukte“, erklärt die Deutsche Gütegemeinschaft Möbel. Allerdings fallen unter besagten Begriff sowohl Produkte aus Vollholz als auch Möbel aus sogenanntem Leimholz:
- Vollholz ist Holz in seiner ursprünglichen Form, ob als Brett, Möbelstück oder Dielenboden. Je nach verwendeter Holzart unterscheiden sich die wesentlichen Eigenschaften des Materials wie Härte, Widerstandsfähigkeit oder Optik. Weichere Holzarten wie Kiefer oder Fichte sind beispielsweise sehr witterungsanfällig, während sich etwa Eiche oder Bambus auch problemlos für Badmöbel aus Holz eignen. Da beim Vollholz die natürliche Oberfläche mit allen Eigenheiten der Maserung erhalten bleibt, wirkt das Material besonders natürlich.
- Bei Leimholz ist im Gegensatz dazu schnell sichtbar, dass es sich um verarbeitetes Holz handelt, auch wenn dies keineswegs bedeutet, dass es weniger Charme versprüht. Leimholz besteht aus mehreren kleinen miteinander verleimten Holzlamellen, was den Vorteil mit sich bringt, dass sich Bretter durch den Aufbau weit weniger verziehen können, als dies bei Vollholz der Fall ist – Holz ist wie gesagt ein Naturprodukt, dass auch in verarbeitetem Zustand noch „arbeitet“ und auf Feuchtigkeitsschwankungen reagiert. Außerdem werden bei Leimholzviele kleinere Teile zu einem großen Brett verarbeitet, was es erleichtert, schadhafte Stellen oder unschöne Astlöcher zu vermeiden.
Egal welche Variante Sie wählen, offenporig geöltes Massivholz besticht durch viele positive Eigenschaften. Es ist sehr stabil, wirkt sich positiv auf das Raumklima auf und ist zudem antistatisch, bindet also kaum Staub.
Echt Holz? – Was steckt wirklich hinter der Bezeichnung „Echtholz“?
Nicht verwirren lassen sollte man sich hingegen von der Bezeichnung „Echtholz“. Hierbei handelt es sich meist nicht um massives Holz, sondern um Sperrholzplatten, die mit einem Echtholzfurnier beklebt sind. Beim Sperrholz werden mehrere dünne Holzschichten abwechselnd längs und quer miteinander verleimt. Furniertes Sperrholz – oft auch Tischlerplatte genannt – ist zwar weit weniger robust als Vollholz, hat zugleich aber auch wesentliche Vorteile: Das Material verzieht sich kaum noch und ist zudem deutlich leichter, was im Möbelbau ein entscheidender Faktor sein kann. Je nach Dicke der Furnierschicht lassen sich größere Schäden an der Oberfläche allerdings nur schwer beheben.
Nachhaltiger als man denkt: Spanplatten, Faserplatten, Furnierholz
Spanplatten sind von allen Holzwerkstoffen mittlerweile die verbreitetsten. Sie werden aus dem „Abfall“ hergestellt, der bei Zuschnitt und Verarbeitung von Vollholz anfällt und das muss keineswegs etwas Schlechtes sein. Denn während noch vor knapp 100 Jahren maximal 40% eines gefällten Baums verwendet wurden, hat sich diese Zahl mittlerweile gut verdoppelt. Wenn maschinell zerkleinerte und getrocknete Holzspäne mit Bindemitteln zu großen Spanplatten in den unterschiedlichsten Stärken gepresst werden, ist dies also durchaus nachhaltig. Mit einem attraktiven Furnier versehen, lassen sich preisgünstige und zugleich ansehnliche Möbel fertigen, zudem ist das Material sehr vielseitig zu verarbeiten. Allerdings quellen die Platten bei Kontakt mit Feuchtigkeit schnell auf und lassen sich nur schwer verschrauben. Im direkten Vergleich zu Massivholz zeigen sich also deutliche Qualitätsunterschiede.
Deutlich robuster und zugleich nach dem gleichen Prinzip hergestellt zeigen sich Holzfaserplatten bei denen neben Holzabfällen auch holzfaserhaltige Pflanzen wie zum Beispiel Flachs oder Raps verarbeitet werden. Der bekannteste Vertreter davon ist vermutlich die sogenannte „Mitteldichte Faserplatte“ – kurz MDF. Auch Faserplatten lassen sich ebenso wie Spanplatten mit Furnier verzieren oder in allen erdenklichen Farben beschichten. So kann auf Wunsch auch ein deutlich einheitlicheres Oberflächenbild erzielt werden, als dies mit dem Naturprodukt Massivholz möglich wäre.
Massivholz vs. Holzwerkstoff: Und was ist jetzt besser?
Ist Massivholz nun in jedem Fall die bessere Wahl als ein Holzwerkstoff? Oder sind richtige Öko Möbel besser aus Spanplatten, weil bei deren Produktion nachhaltiger gearbeitet wird und auch „Abfälle“ noch Verwendung finden? Pauschal lässt sich keine dieser Fragen beantworten, jedoch gibt es einige zentrale Grundsätze:
- Massivholzmöbel sind besonders robust und entsprechend langlebig,
ein Schrank aus Spanplatten wird sich hingegen nur schwer mehrfach auf-
und wieder abbauen lassen, ohne dass Schraubenlöcher ausreißen.
- Lange
haftete Holzwerkstoffen das Image von möglichen Gefahren für die
Gesundheit an. Aber zumindest in Deutschland besteht keine Sorge vor
gefährlichen Ausdünstungen durch Klebstoffe in Spanplatten oder
Leimholz. Bereits seit 1986 gibt es dafür strenge Vorgaben.
- Massivholz
wirkt besonders natürlich und entsprechend rustikal, mit
Holzwerkstoffen lassen sich hingegen besonders homogene Oberflächen
herstellen.
- Durch die industrielle Fertigung sind Holzwerkstoffe meist bedeutend günstiger als Massivholz, zudem lassen sie sich problemlos auch in großen Formaten produzieren und auch einfacher maschinell weiterverarbeiten. Dies zeigt sich ganz wesentlich im Preis der fertigen Möbelstücke.
Auch das Umweltbundesamt betont übrigens, dass die Qualität eines Möbels nicht davon abhängt, ob es aus Massivholz oder aus Holzwerkstoffen besteht. Wichtiger sei die Qualität der eingesetzten Materialien und die Verarbeitung. Auch unter ökologischen Gesichtspunkten sei keines der Materialien eindeutig dem anderen vorzuziehen.
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